Für die nachhaltige Immobilien- und Arealentwicklung haben sich qualitätssichernde Verfahren bereits seit längerem etabliert. Doch wie finden sich Bauherren in der Vielfalt der möglichen Verfahren zurecht? Der Fachartikel soll eine Übersicht über die Hauptunterschiede und Anwendungsbereiche der gängigsten Verfahrensarten liefern und Denkanstösse zur Bewältigung des Spannungsfeldes zwischen Notwendigkeit, Effizienz und Ergebnis liefern.

Architektur und Städtebau spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung unserer Lebensräume und damit natürlich auch bei der Areal- und der Projektentwicklung. Die Qualität der gebauten Umgebung beeinflusst das Wohlbefinden der Menschen, die Interaktionen zwischen Gemeinschaften und dadurch massgeblich die Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt.

Durch das erneuerte Raumplanungsgesetz wurde ein restriktiverer Umgang mit Baugrund ausgelöst. Bebauungs- und Nutzungsdichten nehmen in bebauten Gebieten tendenziell zu. Auf knappem Raum gilt es mehr Anforderungen zu erfüllen. Qualitätssichernde Verfahren sind in diesem Kontext von großer Bedeutung, um sicherzustellen, dass architektonische und städtebauliche Projekte die Bedürfnisse und Erwartungen der verschiedenen Stakeholder erfüllen. Sie bilden ein wichtiges Element zur Schaffung einer nachvollziehbaren Basis, auf welcher mit den Anspruchsgruppen ein Dialog auf Augenhöhe geführt werden kann.

Grundsätzlich verfolgen qualitätssichernde Verfahren das Ziel, den vielfältigen Anforderungen Rechnung zu tragen und dabei eine grosse Bandbreite an nachhaltigen, innovativen und gesellschaftsfähigen Lösungen aufzuzeigen. Die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten werden durch eine Jury bzw. ein Begleitgremium in Konkurrenz gesetzt und nach vordefinierten Kriterien bewertet. Das Ziel besteht darin, die für die Aufgabe bestmögliche Lösung zu bestimmen. Organisiert, moderiert und begleitet werden solche Verfahren idealerweise durch einen versierten und erfahrenen Verfahrensbegleiter. Beispielweise durch die Brandenberger+Ruosch AG.

Einordnung

Nebst den beiden bekanntesten Verfahrensarten, dem Projektwettbewerb und dem Projektstudienauftrag, sind in letzter Zeit adaptierte und teils neue Verfahrensarten abgewickelt worden. Insbesondere schlankere und effizientere Workshopverfahren (ohne Konkurrenz, mit einem Team) gewinnen für ausgewählte Fragestellungen zunehmend an Bedeutung. Der nachstehende Fachartikel soll einen Überblick über die Möglichkeiten und Unterschiede der verschiedenen Vorgehensweisen schaffen.

Wettbewerbe

Mit einem Wettbewerbsverfahren wird primär ein Projektvorschlag als überzeugende Lösung einer klar umschriebenen Aufgabe und sekundär ein für die Aufgabenstellung geeigneter und kompetenter Partner für die Projektierung und Realisierung gesucht. Projektwettbewerbe ermöglichen die Evaluation und den Vergleich verschiedener Lösungen und werden im Gegensatz zu Studienaufträgen anonym und ohne Dialog zwischen dem Preisgericht und den Teilnehmenden durchgeführt. Der Vertiefungsgrad des Projektwettbewerbs richtet sich nach dem Informationsbedarf der Auftraggebenden im Hinblick auf die zu fällenden Entscheide.

Abbildung: Qualitätssichernde Verfahren sichern nicht nur Qualität, sondern stellen die Weichen für die Beschaffung und die weitere Projektabwicklung

Studienaufträge

Der Studienauftrag ist ein qualifiziertes Verfahren, welches nicht anonym durchgeführt wird. Die Lösungsfindung geschieht im Dialog zwischen den Teilnehmenden (3 – 6 Teams) und dem Beurteilungsgremium. Studienaufträge sind deshalb zur Ausarbeitung von Lösungsvorschlägen für komplexe, offene Aufgaben- und Fragestellungen, deren Rahmenbedingungen im Vorfeld nicht ausreichend oder abschliessend eruiert werden können (bspw. Funktionalität, Gestaltung, Bestellung), bestens geeignet. Der direkte Dialog anlässlich von einer oder mehreren Zwischenbesprechungen erlaubt es, die Programmbestimmungen und Lösungsvorschläge im Laufe des Verfahrens schrittweise zu präzisieren und zu steuern. Die nicht anonyme Durchführung stellt sehr hohe Anforderungen an die Gleichbehandlung der Teilnehmenden. Gleichzeitig ist der Dialog mit den Teilnehmenden sehr zeitaufwändig, was die Teilnehmerzahl einschränkt und zu einer kleineren Bandbreite von Lösungen führt als im Projektwettbewerb.

Workshopverfahren

Innerhalb von Workshopverfahren werden Fach- und Sachbeurteiler bzw. Experten aktiver in die Projekt- oder Konzepterarbeitung eingebunden. In einem Prozess über eine Workshopreihe werden gemeinsam mit einem oder mehreren Planungsteams Konzepte diskutiert, getestet und gemeinsam entwickelt. Die klassische Trennung zwischen den teilnehmenden Planerteams und dem Beurteilungsgremium hat im Workshopverfahren weniger Bedeutung, was zu gut abgestützten Lösungen führen kann.

Der Begriff Workshopverfahren ist in den SIA-Ordnungen nicht geregelt, was bedeutet, dass eine Mischung aus den Verfahrensregeln des SIA sowie freie Verfahrensregeln zum Einsatz kommt. Grundsätzlich eignen sich Workshopverfahren zur Reduktion der Verfahrenskosten und des Zeitbedarfs in ausgewählten Fragestellungen oder als Vorbereitung für anspruchsvollere nachgelagerte Verfahrensschritte. Wichtig ist im Vorfeld zu klären, welche kantonalen/kommunalen Anforderungen an die Verfahren bestehen, damit die Ergebnisse für die nachfolgenden planungsrechtlichen Schritte vollumfänglich genutzt werden können.

Planerwahlverfahren

Das Planerwahlverfahren stellt eine Verbindung der Vorteile der Leistungsofferte mit den Vorteilen einer lösungsorientierten Beschaffung dar. Grundsätzlich kommen Planerwahlverfahren dann zur Anwendung, wenn der Spielraum für Lösungsmöglichkeiten zwar klein ist, jedoch trotzdem Innovationsfähigkeit über exemplarische Thesen bzw. Lösungsvorschläge in die Zuschlagskriterien einbezogen werden sollen. Nebst der Honorarofferte reichen die submittierenden Planenden Entwurfsskizzen zur Bewertung ein. Auch wenn der Aufwand für die Anbietenden in Planerwahlverfahren überschaubar ist (im Gegensatz zu Projektwettbewerben oder Studienaufträgen) empfiehlt es sich eine entsprechende Entschädigung auszurichten. Das selektive Verfahren des öffentlichen Beschaffungswesen kann zur Präqualifikation über Referenzobjekte und grundsätzliche Qualifikationen ebenfalls angewendet werden. Die neu publizierte SIA-Ordnung 144 nimmt sich der Regelung von Planerwahlverfahren an. Im Zentrum der Bestimmungen steht neu nicht mehr das wirtschaftlich günstigste Angebot, sondern das vorteilhafteste Angebot.

Digitale Verfahren

Zukünftig sehen wir ein grosses Potenzial bei der Organisation und Durchführung von digitalen Verfahren. Durch digitale Prozesse können Vorprüfungen vereinheitlicht und dadurch effizienter und transparenter durchgeführt werden. Gleichzeitig kann über kollaborative Plattformen zwischen den Teilnehmenden und der Jury eine zielgerichtete und dokumentierte Kommunikation stattfinden. Insbesondere bei städtebaulichen Fragestellungen können mit digitalen Stadtmodellen sich verändernde Bauzustände besser abgebildet werden und die Lösungsvorschläge daher flexibler zu unterschiedlichen Kontexten in Bezug gesetzt werden. Digitale Verfahren haben das Potential zu einer kosteneffizienteren Durchführung.

Nebst all den Vorteilen der Digitalisierung von qualitätssichernden Verfahren, ist zu berücksichtigen, dass Beurteilungen und Jurierungen im digitalen Raum nicht für alle Aufgabenstellungen uneingeschränkt möglich und geeignet sind. Es gilt somit gezielt auf die Aufgabenstellung und die Zusammensetzung des Beurteilungsgremiums abgestimmte Entscheide betreffend dem Grad der Digitalisierung zu fällen.

Key Take Away's

Qualitätssichernde Verfahren sind zu einem wichtigen Instrument der Projekt- und Arealentwicklung geworden. Trotzdem lassen sich durch qualitätssichernde Verfahren Projekt- und Akzeptanzrisiken nicht restlos eliminieren, sondern maximal reduzieren. Der sorgfältigen Auswahl des bestgeeigneten Verfahrens zur jeweiligen Bau- und Planungsaufgabe kommt eine hohe Bedeutung zu. Es ist sorgfältig abzuwägen, bei welcher Verfahrensart Aufwand und Ertrag in einem guten Verhältnis stehen und dabei die Ressourcen auf der Bauherrenseite wie auch auf der Planerseite optimal genutzt werden können. Dazu gehört auch, dass gute Grundlagen aufbereitet werden und wesentliche strategische Fragen bereits im Vorfeld diskutiert werden. Entscheidungen, welche bereits vor dem Verfahren gefällt werden können, sind aus Effizienzgründen nicht ins Verfahren zu verschieben. Kostenvorgaben sind kritisch zu überprüfen und mit der geforderten Leistung abzustimmen, damit Zielkonflikte erkannt und im Programm entsprechend behandelt werden können. Brandenberger+Ruosch AG unterstützt Sie hierbei mit Tatkraft und Erfahrung bei Ihrer nächsten Projektentwicklung.

 

Ausgewählte Referenzprojekte

Selektiver Projektwettbewerb mit Präqualifikation: Neubau Sport-, Freizeit- und Betreuungszentrum Ittigen

 

Projektwettbewerb auf Einladung: Ersatzneubau Badstrasse, Baden

 

Projektstudienauftrag auf Einladung: Transformation Bürogebäude Worblentalstrasse 68, Ittigen (in Arbeit)