Mit einer umfassenden Analyse der Objektlagen, der Gebäudezustände, des schulischen Angebotes, der Schülerprognose und einer davon abgeleiteten Schulraumplanung lassen Kosten und Bedarf präzise aufeinander abstimmen und somit Fehlinvestitionen verhindern.

Die Infrastrukturen der Schulen sind über Jahrzehnte gewachsen. Mit dem Bevölkerungswachstum und den Verdichtungsanstrengungen im Wohnbau stellen sich Fragen:

  • Ist das schulischen Angebote noch an der richtigen Lage und in der ausreichenden Menge vorhanden?
  • Wie entwickelt sich die Bautätigkeit in der Gemeinde, wie und wo beeinflusst die Bautätigkeit die Schülerzuzüge in den nächsten Jahren?

Politische Behörden, Schulbehörden und Bevölkerung haben das gleiche Interesse. Sie möchten die entsprechenden Antworten kennen, um Fehlinvestitionen zu verhindern.

Aus schulbetrieblicher Sicht stellen sich folgende Fragen:

  • Wie entwickeln sich die Schülerzahlen und wie die Personalkapazitäten?
  • Wie verändert sich das Bildungsangebot (Trend zu Tagesschulen, Zunahme von Zusatzangeboten wie Musikunterricht, Psychomotorik, Logopädie, Betreuungsangebote etc.)?
  • Wie verändern sich die Schülerzahlen in den Einzugsgebieten und müssen die Einzugsgebiete flexibilisiert werden?
  • Macht es Sinn, Schulen zusammenzulegen, um Synergien zu nutzen oder die Qualität der Bildung zu verbessern?

Aus gebäudebetrieblicher Sicht wollen die Gemeinden wissen:

  • Wann fallen Instandsetzungen an und was muss dafür budgetiert werden?
  • Fallen Aus- oder Umbauten an?
  • Werden Räume umgenutzt oder können Gebäudeteile oder ganze Schulhäuser ausser Betrieb gesetzt oder verkauft respektive vermietet werden?
  • Ist das Gegenteil der Fall, werden zusätzliche Schulhäuser benötigt?

Da beim Schulraumbedarf verschiedenste Fragestellungen zusammenhängen, macht es Sinn, eine gesamtheitliche, Schulraumplanung unter Berücksichtigung aller Faktoren auszuarbeiten. Die Komplexität die eine solche Planung aufweist erfordert eine enge Zusammenarbeit der Schulen und Behörden sowie entsprechendes Fachwissen. Externe Unterstützung ist deshalb meist sinnvoll.

Ausgangslage Hinwil

In den letzten Jahren wurde in Hinwil von verschiedensten Seiten immer wieder der Ruf nach einer verlässlichen und transparenten Schulraumplanung laut. Als an der Gemeindeversammlung vom 7. Dezember 2011 der Projektierungskredit für den Erweiterungsbau der Schulanlage Oberdorf, auch auf Antrag der Rechnungsprüfungskommission, abgelehnt wurde, war dies für die Schulpflege der Startschuss, eine fundierte Schulraumplanung in Auftrag zu geben.

Hinwil ist eine Gemeinde mit über 10‘000 Einwohnern und einem gewachsenes Schulsystem mit 21 Schulstandorten inkl. den Aussenwachten. Es war bekannt, dass viele Klassenzimmer zu klein sind und nicht den kantonalen Richtlinien entsprechen. Ein relativ hoher Unterhalt der Schulhäuser wurde vermutet. Das Projektteam der Schule Hinwil (Schulpflege) sowie der Abteilung Liegenschaften Hinwil, hatten die Firma Brandenberger+Ruosch AG beauftragt, sich federführend diesem Fragekomplex anzunehmen und damit die Basis für die künftige, kontinuierliche Schulraumplanung zu legen.

Betriebliche und bauliche Analyse

IST-Zustandserhebungen

Eine vollständige Dokumentation aller Grundstücke, Objekte und Mietverhältnisse sind das A und O bei einer Schulraumplanung. Dazu mussten sämtliche relevanten Daten über die Immobilien und den Schulbetrieb erfasst werden. Für jede Immobilie wurde ein Gebäudedatenblatt erstellt. Darin wurden sämtliche relevanten Gebäudedaten inkl. den Kosten- und Flächenkennzahlen erhoben. Zusätzlich wurde pro Schulstandort ein Standortplanungsblatt erstellt, worin auch angemeldete Bedürfnisse der Schulleitungen, die aufgestauten Rückstände Instandhaltung / Instandsetzung, geplante Instandhaltungsund Instandsetzungskosten und die aktuellen baulichen Absichten abgebildet wurden. Zur besseren Übersicht wurden die Standorte der Schulen und Aussenwachten sowie die Baulandreserven kartografisch visualisiert. Weitere Daten die beschafft wurden, waren aktuellen Schülerzahlen, Klassenkapazitäten und alle mittelfristigen Bauvorhaben der Gemeinde.

Analysen und Bewertungen

Zur Bedarfsentwicklung mussten für die Gebäude und Umgebungsflächen die IST-Zustände analysiert und bewertet werden. Im Folgenden werden einige aufgedeckte Zustände, welche besonders relevant waren, erwähnt. Die erfassten Gebäude wurden aufgrund deren Zustände bewertet. Diese haben ergeben, dass:

  • 15 % der Gebäude in einem guten Zustand,
  • 75 % der Gebäude in einem mittleren Zustand,
  • 8 % der Gebäude in einem Schlechten und
  • 2 % in einem sehr schlechten Zustand sind.

Um die Entwicklungen zu analysieren mussten neben den Geburtenraten, auch die Bautätigkeiten in den verschiedenen Einzugsgebieten ermittelt werden. Eine Kontrolle der Einwohnerkontrolldaten der Gemeinde Hinwil zeigte, dass pro 3-Zimmerwohnung (oder grösser) rund 0.26 Schüler als Zuzüger-Schüler resultieren könnten. Ein Vergleich der Indoor-Sportflächen mit den kantonalen Richtwerten ergab, dass in Hinwil ein Minderangebot von über 1‘000 m2 Sportflächen vorliegt. Beim Musikunterricht wurde aufgrund des Trends zu früherem Musikunterrichtsbeginn (bereits im Kindergarten) und der Jugendmusikförderung angenommen, dass in Zukunft mehr Platz für Musikunterricht zur Verfügung stehen muss. Zusätzlich werden Lektionen, welche in privaten Räumlichkeiten stattfanden (Mieteinheiten), in Zukunft in Schulräumen untergebracht.

Fazit der Analyse

Schulraum ist, bezogen auf die Schülerzahlen, flächenmässig genügend vorhanden. Es liegt aber ein relativ hoher aufgestauter Unterhaltsbedarf vor.

  • Die bestehenden Turnhallenflächen sind zu kleinformatig (keine Mannschaftssportarten im Meisterschaftsmodus möglich) und in viel zu geringer Menge vorhanden.
  • Die Schulschwimmanlage und 2 Turnhallen sind stark sanierungsbedürftig und haben teilweise das Lebenszyklusende gewisser Bauteile erreicht.
  • Die Bestandesbauten sind teilweise in einem schlechten Zustand. Regelmässige Unterhaltsarbeiten wurden in den letzten Jahren vernachlässigt. Eine Planung des Abbaus des aufgestauten Unterhalts der Bestandesbauten ist dringend nötig (Masterplanung Schulgebäude).

Schulraumplanung

Die Analysen und Bewertungen führten zu folgenden 3 Teilbereichen der Schulraumplanung:

Betriebsoptimierungen

Durch einen erstellten Rochadenplan von Klassen zwischen verschiedenen Schulhäusern und durch das Umnutzen einer Hauswartswohnung kann die Flächenausnutzung optimiert und zusätzliche Fläche für den schulischen Unterricht gewonnen werden. Diese Optimierungen führen zu einer Entspannung in den Bereichen Musikschule, Kindergarten und Betreuung, und sie lassen zusätzlich die Möglichkeit zu, über ein nur teilzeitgenutztes Schulhaus zu diskutieren, das allenfalls ganz der Wertschöpfung zugefügt werden kann.

Bauprojekte

Das Sportflächendefizit wurde früh erkannt und konnte so in die laufende Bau- und Zonenüberarbeitung eingebunden werden. Eine wettkampffähige Dreifachturnhalle wird empfohlen. Weitere kleinere Projekte, wie die Umnutzung einer kleinen Turnhalle in Schulraum oder der Anbau resp. die Aufstockung eines Kindergartens sind Teil der baulichen Ausrichtung.

Liegenschaftsunterhalt/Finanzplanung

Um den aufgestauten Unterhalt abzubauen und gleichzeitig die verschiedenen grösseren und kleineren Bauprojekte sinnvoll zu finanzieren und zu planen wurde eine Mehrjahresplanung mit gebäudemässig gebündelten, baulich sinnvollen Massnahmenpaketen erstellt. Diese sollte jährlich nachgeführt werden und mit den neuen Veränderungen/Bedürfnissen der Schule und der Abteilung Liegenschaften abgeglichen sein. Dies als Basis für eine kontinuierliche Finanzplanung der Schulliegenschaften. In diese Finanzplanung wurde auch vorgeschlagen Überlegungen zur HRM2 Einführung (Änderung der Rechnungslegung der Gemeinden) einfliessen zu lassen, um die Auswirkungen auf die laufende Rechnung frühzeitig erkennen und steuern zu können (Anlagebuchhaltung).

Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten

Um die Akzeptanz in der Bevölkerung und der Politik für grössere Investitionen (z. B. Neubau Turnhalle) zu erlangen, musste eine mittelfristige Schulraumplanung (Schulraumstrategie) erarbeitet werden. Damit die Erarbeitung erfolgreich durchgeführt werden konnte, hat sich eine Zusammenarbeit der verschiedenen betroffenen Organe in einem WorkshopVerfahren ausgezeichnet bewährt. Um das Ziel zu erreichen war ferner eine effiziente, unabhängige, fachlich versierte Projektsteuerung unerlässlich. Das zusätzliche externe Wissen, führte zu einem breiteren Spektrum an Vorschlägen und Lösungsvarianten. Der Weg zu einer ausgewogenen Schulraumstrategie war mit beachtlichem Aufwand verbunden. Dafür resultierte für die Gemeinde eine Schulraumplanung, welche langjährig die betrieblichen, sowie baulichen Entscheidungsfindungsprozesse optimieren lässt, die Kostentransparenz erhöht und die Fehlinvestitionen verhindert – eine regelmässige Aktualisierung der Planung wird vorausgesetzt.

Visualisierung der Schulen und Schulstandorte