Der Gotthard-Basistunnel und der Ceneri-Basistunnel bilden die Kernelemente der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) auf der Gotthard-Achse. Die Schweiz hat damit eine leistungsfähige Bahninfrastruktur durch die Alpen realisiert.

Das Projekt

Der Gotthard-Basistunnel mit einer Länge von 57.1 km ist der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er besteht aus zwei Einspurröhren mit rund 40 Meter Abstand, die mit 178 Querschlägen verbunden sind. In Sedrun und in Faido befinden sich Multifunktionsstellen die auch als Nothaltestellen dienen. Die offenen Strecken zum Anschluss an das bestehende Bahnnetz weisen im Norden eine Länge von 5 km und im Süden 7.5 km auf.

Der Ceneri-Basistunnel ist 15.4 km lang. Auch er besteht aus zwei Einspurröhren mit rund 40 Meter Abstand, welche mit 48 Querschlägen verbunden sind. Die Anbindung an das bestehende Bahnnetz beim Nordportal besteht aus zwei offenen Strecken à 3 km und 1 km. Im Süden erfolgt der Anschluss unmittelbar beim Portal.

Wie war das Projekt organisiert?

Rohbau und Rohbau-Ausrüstung

Die Rohbauten der Tunnelröhren, Nebenbauwerke und Anschlüsse an das bestehende Bahnnetz wurden in geographischen Abschnitten projektiert und ausgeführt.

Die Rohbau-Ausrüstung umfasst die mechanischen, elektrischen und lüftungstechnischen Einbauten, welche die Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen der fertiggestellten Rohbauten bilden. Sie wurden in gewerksspezifischen Losen realisiert.

Bahntechnik

Die Bahntechnik umfasst die Gewerke Fahrbahn, Stromversorgung 50 Hz, Fahrstromversorgung 16.7 Hz, Sicherungsanlagen, Bahn- und Tunnelleittechnik sowie Tunnelfunk, die zusammen das engere technische System Eisenbahn bilden. Im Gotthard-Basistunnel wie auch im Ceneri-Basistunnel bildete die Bahntechnik jeweils einen eigenen Abschnitt, der mit dem Tunnel und den Anschlüssen im Norden und Süden den gesamten Streckenbereich abdeckte.

Im Gotthard-Basistunnel wurde die Ausführungsprojektierung, die Lieferung, der Einbau und die Inbetriebsetzung aller Gewerke in einem Los Bahntechnik an eine Arbeitsgemeinschaft als Generalunternehmerin übertragen. Im Ceneri-Basistunnel hingegen wurden vier Lose gebildet und dafür je eine Generalunternehmerin eingesetzt. Für die vorlaufenden Planungen und Projektierungen, die Beschaffungen der Generalunternehmerinnen, deren Begleitung während der Ausführung und der Inbetriebsetzung wurden fachspezifische Ingenieurunternehmen und Ingenieurgemeinschaften beauftragt.

Inbetriebsetzung

Die Inbetriebsetzung erfolgte nachdem die Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen sowie die bahntechnischen Anlagen eingebaut, geprüft und abgenommen waren. Sie bestand aus den beiden Phasen Testbetrieb und Probebetrieb. Für den Testbetrieb war die AlpTransit Gotthard AG (ATG) und für den anschliessenden Probebetrieb die SBB als künftige Betreiberin verantwortlich. Für die Inbetriebsetzung hat sich die ATG in den Abteilungen Vorbereitung, Durchführung und Bewilligungen/Ausbildung organisiert.

Was war unsere Rolle?

Brandenberger+Ruosch AG (B+R) war über die gesamte Projektdauer von 1993 bis 2020 zuerst im Bereich Bahntechnik und später auch in den Bereichen Rohbau-Ausrüstung und Inbetriebsetzung als Berater und Bauherrenunterstützung für beide Basistunnel tätig. Die Beauftragung erfolgte zu Beginn durch die SBB selber und ab 1998 dann durch die eigens dafür gegründete Projektgesellschaft ATG.

Im Bereich Bahntechnik hat B+R für beide Basistunnel Bauherrenunterstützung für die Projektleitung der Bauherrschaft erbracht. Im Bereich Rohbau-Ausrüstung wurden für den Gotthard-Basistunnel die Projektleitung und später die Oberbauleitung unterstützt. Für die Inbetriebsetzung der beiden Basistunnels wurde B+R zur Unterstützung der Abteilungen Vorbereitung, Durchführung und Bewilligungen / Ausbildung beauftragt. Im Gründungsjahr der ATG war B+R zudem an der Ausarbeitung des Informatikkonzepts für die neu geschaffene Organisation beteiligt.

Welches war unser Beitrag zum Gelingen des Projektes?

Bahntechnik

B+R ist bereits 1993 zum Projekt Bahntechnik gestossen, kurz nachdem dieses von der SBB aufgestartet wurde und sich die Projektorganisation im Aufbau befand. Hauptaufgaben waren die Unterstützung und Entlastung der Projektleitung Bahntechnik für die Gesamtkoordination sowie bei der leistungs-, kosten- und termingerechten Projektabwicklung. B+R hat schon am Aufbau der Projektorganisation Bahntechnik mitgewirkt, Projektführungsinstrumente bereitgestellt und im Vorfeld des Personalaufbaus der Projektorganisation Bahntechnik auch Personalvakanzen überbrückt. Vor der eigentlichen Projektierung Bahntechnik mussten die technischen Anforderungen an die Bauwerke definiert und für die Rohbauprojektierung bereitgestellt werden. Im Gotthard-Basistunnel wurden dazu SBB Fachdienste beigezogen. B+R hat diese Arbeiten koordiniert und die Fachdokumentationen erstellt.

Die Erstellung der Vor-, Auflage- und Bauprojekte Bahntechnik wurde von B+R ebenfalls umfassend unterstützt. B+R hat danach an der Entwicklung der Ausschreibungsmodelle für die nach öffentlichem Beschaffungsrecht BöB/VöB abgewickelten Beschaffungen der Planer, Sachverständigen und Unternehmer mitgewirkt, die Beschaffungsgrundlagen mitkonzipiert und an den Beschaffungsprozessen mitgearbeitet. Unterstützt wurden zudem die Behandlung der Beschwerdeverfahren und die Erstellung der Werkverträge für die Unternehmer Bahntechnik. In der Ausführungsphase hat B+R an der Termin- und Raumkoordination zwischen der Bahntechnik und dem Rohbau in den Multifunktionsstellen mitgewirkt. Weiter wurden Aufgaben zur Terminkoordination der Übernahme der Rohbauten durch die Bahntechnik und zur Ermittlung von Terminoptimierungen wahrgenommen. Nach Bedarf hat B+R auch weitere, teils umfangreiche administrative Aufgaben übernommen.

Rohbau-Ausrüstung

Ab 2012 war B+R im Gotthard-Basistunnel auch für die Oberbauleitung und Projektleitung der Rohbau-Ausrüstungsanlagen tätig. Die Aufgaben umfassten während der Ausführungsphase die Unterstützung und Vertretung der Oberbauleitung gegenüber den Unternehmern für die Gewerke Betriebslüftung, Querschlags-Abschlüsse und Hebeeinrichtung. Dazu gehörte nebst der Koordination von Schnittstellen und Arbeiten auch die Mitarbeit im Vertragsmanagement, bei der Übernahme der Systemdokumentationen der Unternehmer, bei den Abnahmen und bei der Behandlung von Nachforderungen. Nach Inbetriebnahme des Tunnels hat B+R die Oberbauleitung bei den noch abzuschliessenden Arbeiten sowie bei der Pendenzen- und Mängelabarbeitung unterstützt.

Tunnelröhre mit bahntechnischen Anlagen, Quelle © AlpTransit Gotthard AG

Inbetriebsetzung

B+R wurde ab 2014 im Gotthard-Basistunnel und ab 2016 im Ceneri-Basistunnel zur Unterstützung der Abteilungen Vorbereitung, Durchführung und Bewilligungen / Ausbildung für die Inbetriebsetzung beigezogen. Diese drei Abteilungen waren einerseits für die Abwicklung des Testbetriebs und andererseits für die Schulung des Testbetriebs- und Betriebspersonals zuständig.

Die Abteilung Vorbereitung wurde von B+R in der Erstellung des Kostenvoranschlags für die Phase Inbetriebsetzung unterstützt. Dies diente als Grundlage für die notwendige Nachfinanzierung beim Bundesamt für Verkehr (BAV). Weiter wurden alle erforderlichen Beschaffungen in diesem Bereich unterstützt, vor allem jene des Projektbüros Inbetriebsetzung, welches für die Einsatzplanung der Tests und der dazu notwendigen Ressourcen bei beiden Testbetrieben zuständig war.

In der Abteilung Durchführung hat B+R an der konzeptionellen Planung und Vorbereitung der Durchführung des Testbetriebs und später auch bei der Disposition und Einsatzplanung des Durchführungspersonals mitgearbeitet. Unterstützt wurden zudem alle notwendigen Beschaffungen, wie vor allem jene der Personaldienstleister, welche für die Rekrutierung und Bereitstellung des zusätzlich benötigten Durchführungspersonals für beide, jeweils mehrmonatigen 24/7 Testbetriebe zuständig waren.

In der Abteilung Bewilligungen / Ausbildung hat B+R an der Konzeption, Vorbereitung und Abwicklung der Schulungen für das Testbetriebs- und für das spätere Betriebspersonal mitgewirkt. Hauptaufgaben waren die Mitarbeit bei der Erhebung des Ausbildungsbedarfs, der Vorbereitung der Schulungsmodule und der Schulungsunterlagen sowie dem Aufbau der Kursorganisation. Zudem führte B+R das Backoffice für die Kursadministration.

Testfahrten im GBT, Quelle © AlpTransit Gotthard AG

Wie hat sich unser Mandat im Laufe der Zeit verändert?

Die AlpTransit Gotthard AG (ATG) wurde 1998 als 100 % Tochtergesellschaft der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gegründet. Diese ging aus der SBB-Hauptabteilung AlpTransit hervor, die ab 1993 bis 1998 für die Planung der NEAT-Gotthardachse zuständig war. Die Projektorganisation wurde bereits unter der SBB sukzessive aufgebaut und erweitert. Waren 1993 noch 30 Personen für das Projekt tätig, stieg der Personalbestand unter der ATG bis auf rund 170 Personen.

Der Mandatsumfang und der Einsatz von B+R folgten dieser Entwicklung. Die Mitarbeit als externe Beauftragte erfolgte anfangs mit nur 1 Person und stieg phasenweise bis auf 12 Personen an. Die Personalressourcen wurden dabei laufend und flexibel auf die Bedürfnisse des Projekts und des Auftraggebers ATG abgestimmt und ausgerichtet. Dabei konnte gezielt auf spezifisches Know-how und Erfahrung von B+R-Mitarbeitenden zugegriffen und in verschiedenen Bereichen des Projektes eingebracht werden.

Was waren die Erfolgsfaktoren?

Durch die Mitarbeit, quasi ab Projektbeginn bis zum Projektabschluss, konnte sich B+R während der gesamten Projektlaufzeit laufend neue Kenntnisse aneignen und Erfahrung einbringen. Auf dieses profunde Projekt Know-how wurde für die Bearbeitung der Aufgaben in den späteren Projektphasen jeweils zurückgegriffen und aufgebaut.

B+R konnte für das Mandat langjährig auf die gleichen Mitarbeitenden zurückgreifen. Das von B+R dafür eingesetzte Personal konnte aus anderen, ebenfalls von B+R betreuten Infrastruktur-Projekten, gezielt Wissen und Erfahrung einbringen, insbesondere bezüglich Projektmanagement, Beschaffungen und Qualitätsmanagement. Der bei B+R vorhandene Personalpool hat es zudem ermöglicht, Personalressourcen flexibel nach Anforderungen des Projektes bereitzustellen.

Der Einsatz von B+R war durch strukturierte und systematische Arbeitsweise geprägt. Nebst vielen konzeptionellen Aufgaben wurden auch die daraus resultierenden teils umfangreichen und arbeitsintensiven Umsetzungsarbeiten übernommen.

GBT Südportal, Quelle © AlpTransit Gotthard AG